(von Karin Breitfeld)
Es ist ungefähr drei Jahre her, dass die Walder Frauen zu einem Bastelabend einluden. Muss im Oktober oder November gewesen. Klang interessant, ich meldete mich an und mit Google erforschte ich den Veranstaltungsort. Ein paar Tage später war wunderbares Herbstwetter und ich machte mich auf, den Hinweg zu erkunden, schliesslich bin ich immer noch Zuzüglerin. Also bis zur reformierten Kirche war alles klar. Von da an ging es in Kehren bergauf. Schöne Gegend nur die (für Berliner Verhältnisse) schmale, zweispurige Strasse hat keinen Fussgängerstreifen. Egal, frei nach dem Motto „Immer an der Wand (Rand) entlang“ stiefelt ich hinauf und fand am Ende der Strasse die angegebene Adresse. Schöne Gegend, die muss ich noch einmal genauer erkunden.
Auf dem Rückweg fand ich dann auch die Abkürzung über die steile Treppe vom Oberstufenschulhaus. Um es kurz zu machen, auch am dunklen Vorabend schaffte ich problemlos den Aufstieg und zurück nahm mich eine nette Teilnehmerin mit und brachte mich bis vor die Haustür. Nachträglich noch einmal Danke. – So dies war der Vorspann.
Wovon ich eigentlich berichten will, ist unsere Bastelarbeit- ein Adventskalender der besonderen Art. An diesem Abend waren wir ungefähr acht und jeder bekam 24 Kartonkärtchen, etwas grösser als Visitenkarten, und die sollten wir mit ausgeschnittenen Bildern aus Illustrierten, Reiseprospekten, eigenen Bildern, Sprüchen verzieren. Ruckzuck wurde allseits geblättert, ausgeschnitten, geklebt, geschrieben, gemalt. Zum Schluss bekamen die Karten mit dem Locher ein Loch eingestanzt und ein Bändli zum Aufhängen. Damit die fleissigen Bastlerinnen nicht von Kräften kamen gab es Leckerli und Süffiges, um die durstige Kehlen zu laben.
Als alle nach rund zwei Stunden fertig waren, kamen die Kärtchen von jedem auf ein Häufchen und wir alle liefen rundherum, nahmen reihum von jedem Häuflein eines, bis jeder wieder 24 zusammen hatte.
Mein Kalender gefällt mir so gut, dass er jetzt jedes Jahr wieder aufgehängt wird. Die Kärtchen sind in einem kleinen Geschenksäckli und jeden Morgen ziehe ich eines heraus. Ist jedes Mal wieder eine Überraschung und der Tag beginnt mit einem heiteren Moment. Und weil ich dies so schön finde, schenke ich auch dieses Jahr einen weiteren meiner Tochter zum Geburtstag am 11.11. – passt doch prima. (Kann man auch prima mit den Enkeln basteln).
Und hier nun die Anleitung
(demnächst auch auf Youtupe oder nur exclusiv für die Walder Frauen?) Wie beim Backrezept:
Zutaten
- 2 Blatt bunten Bastelkarton (dies Jahr nehme ich ganz klassisch rot und grün),
> in der Mitte halbieren und jeweils 6 Karten ausschneiden
- Bleistift, Lineal, Schere, Papierkleber
- Illustrierte, Reiseprospekte etc.
- Ideen, Spass und zur Unterstützung ein Glas Glühwein.
Zubereitung:
Diesmal habe ich die Kataloge der Online-Versandhäuser genutzt. Nämlich passende Stücke aus den Bildern der tollen Bettbezüge für die Rückseiten zugeschnitten. Da ist auch eine Zickzackschere nützlich, hat aber nicht jeder. Doch man kann die Kanten schräg schneiden, dem Muster folgen und Wellenlinien machen oder ich habe Kissenbezüge ausgeschnitten – hübsch. Einfach auf die Karten kleben.
Auf die Vorderseite kommen Sprüche, die ich das ganze Jahr über gesammelt habe. Immer wenn ich in meinen Büchern (ich lese viel, bin im Lesezirkel) einen heiteren oder „weisen“ Spruch gelesen habe, der für meine Tochter passt, habe ich ihn notiert. Mein diesjähriger Lieblingsspruch ist von Oscar Wilde: „Ich kann allem widerstehen, nur der Versuchung nicht.“ So habe auch ich meinen Spass daran. Für das nächste Jahr habe ich mir Sprichwörter vorgenommen: „Wer den Pfennig (Rappen) nicht ehrt, ist des Talers (Franken) nicht wert.“ Na ja, 24 kommen mir bestimmt wieder in den Sinn, werde jedenfalls nicht im Internet nachsehen. Selbst ist die Frau!
Fertigstellung:
Jetzt braucht man eigentlich nur noch das Loch, das Bändchen zum Aufhängen und einen Haken. Ich hänge meinen Kalender auf die Hakenleiste an der Tür, immer mehrere übereinander, bis es Heilig Abend ist.
Für meine Tochter, die wenig Platz hat, habe ich mir etwas Neues ausgedacht
Oben einen Gleiter für die Gardinenleiste, daran einen Faden Stickgarn (übrig vom Stickbild, geht auch jeder andere Faden). Dazu habe ich im Nähgeschäft grosse Kleiderhaken gekauft und im kleinen Abstand auf den Faden gebunden. An die können nun die Karten mit ihrem Bändchen gehängt werden. Damit der Faden gerade herunterhängt, befestige ich unten einen grossen Knopf. Die Häkchen kann man auch weglassen, dann muss der Faden halt 24 Schlaufen haben, durch die die Bändchen gefädelt und angebunden werden.
Da sind auch Eure Ideen gefragt, wie/wo kann der/die Beschenkte die Kalenderkarten aufhängen?
Nun das Ganze ins Säckchen gepackt – FERTIG! Verspreche, es macht allen Beteiligten Spass.
Noch eine Idee: das Orakel
Wie ich so beim Basteln und Beschreiben bin, kommt mir eine weitere Idee: Ich mache nach dem gleichen Muster Kärtchen für mich, doch nicht als Adventskalender sondern als persönliches Orakel.
Auf unseren Reisen durch Asien war ich immer wieder fasziniert von den buddhistischen Tempeln. Wenn das Leben einen vor eine Entscheidung stellt (oder aus jedem anderen Grund) kann man hier sofort eine Antwort erhalten. Gegen einen Obolus erhält man einen Kescher mit Bambusstäbchen. Man schüttelt, zieht einen oder wirft alle auf den Boden wie beim Mikado und wählt dann ein Stäbchen aus, geht zum diensthabenden Mönch / Priester und erhält sozusagen von Buddha direkt einen Zettel mit einer weisen Antwort.
Ich werde mir also Kärtchen mit schlauen Ratschlägen, Sprüchen wie z.B. „Schau einfach nach vorne und nicht nach hinten“ oder „Morgen ist auch noch ein Tag“ basteln. Die kommen in eine hübsche Dose. Wenn ich dann mal wieder eine Aufmunterung brauche ziehe ich eine Karte aus meinem Orakel. Dann gibt es drei Möglichkeiten:
- Die Karte passt perfekt auf die Situation.
- Die Karte passt überhaupt nicht. Noch eine Karte ziehen?
- Oder der Text auf der Karte ist im Moment so etwas von absurd, dass ich nur lachen oder wenigsten schmunzeln kann.
Nehme an, dies ist beim buddhistischen Orakel genauso.
Eure Karin Breitfeld