Kühne Keltinnen (1. Bildungswinter 2019/2020

Keltin

Mit viel Vorfreude eilte ich in die Bleiche durch das kühle, nasse Herbstwetter. Kerzenlicht, Wärme und eine heisse Tasse Tee stimmten mich auf diesen ersten Bildungswinter von dieser Saison ein. Historikerin Magdalen Bless-Grabher liess uns alle an ihrem unglaublichen Wissen teilhaben. Sie hat sich dieses grosse, breite Wissen über Jahre angeeignet und sie vermittelt es mit grosser Freude, Lebendigkeit und Witz. Es ist eine Freude, ihren Worten zu lauschen und die Bilder zu studieren. Sie verpackt die sachlichen, geschichtlichen Tatsachen in spannende Worte, in Zusammenhänge und kleine Geschichten. 

Keltische Funde im Zürcher Oberland

Aus unserer Gemeinde sind keine keltischen Funde registriert. Das Zürcher Oberland war aber schon ab 800 v. Chr. intensiv keltisch besiedelt. So wurde 1888 in Wetzikon ein keltisches Fürstengrab von 500 v. Chr. entdeckt, welches das Grösste schweizweit ist. Ein weiteres Grab wurde im Wald unterhalb vom Uetliberg gefunden. In einem sogenannten Hügelgrab war eine hochgestellte, selbstständige Fürstin aus Frühkeltischer Zeit begraben. In Hittnau wurden keltische Goldmünzen gefunden und viele Dörfer haben ihre Ortsnamen von einem keltischen Wort. Dürnten hiess früher Tunriude. Bei einem Umbau von einem Schulhaus in Zürich, fand man eine Grabstätte von einer wohlhabenden, keltischen Frau. Sie wurde in einem ausgehöhlten Baumstamm begraben und hatte kostbare Schmuckstücke bei sich. Ihre Halskette war aus Bernsteinkugeln, welche von der Ostsee kommen mussten, da es nur dort Bernstein gibt. Ebenso hatte sie Glasperlen, welche damals nur im Orient hergestellt wurden. Das belegt, dass die Kelten schon zu so früher Zeit einen weiträumigen Handeln betrieben. Die Kelten waren die Meister der Eisenherstellung. Sie stellten die ersten Wagenräder her mit einer eisernen Nabe, sowie Schwerter und viele andere Werkzeuge für den täglichen Gebrauch. 

Die Kelten und ihre Gottheiten

Die Kelten waren in verschiedene kleine Stämme über den europäischen Kontinent verteilt. An der Spitze dieser Stämme konnte sowohl ein Mann als auch eine Frau stehen. Sie hatten etwas wie ein Kastensystem, in welchem sie gegliedert waren. Nach dem Fürst oder der Fürstin kamen die sogenannten „Inspirierten“. Das waren Seher, Druiden oder Barden. Menschen, die diese Kunst ausübten, absolvierten eine ca. 20 jährige Ausbildung. Das ganze Wissen wurde nur mündlich und meist in Dreisätzen, welche sich reimten weitergegeben. Die Kelten hatten bezüglich allem geistigen Wissen ein Schreibtabu. Uralte irische Sagen enthalten noch Wissen, welches die Kelten besassen. Sie lebten in Harmonie mit dem Kosmos, waren tief religiös, naturverbunden und die Wirklichkeit war immer eng verbunden mit dem Übernatürlichen. Ihre Natur war reich beseelt von Elfen, Kobolden, Luft- und Wassergeistern. Halloween ist zum Beispiel ein keltischer Brauch, welchen die Iren nach Amerika gebracht haben und nun kommt er wieder zurück zu uns. Die Kelten hatten viele Gottheiten, welche sie aber nicht bildlich dargestellt haben. Meistens hatten diese Gottheiten tierische Kräfte oder ein tierisches Aussehen. Viele Tiere waren ihnen heilig, wie zum Beispiel der Hirsch, da er ein Geweih hat, welches zwischen Himmel und Erde vermitteln kann. Auch Göttinnen hatten einen wichtigen Platz. Die Urmutter war bei ihnen dreifaltig. Sie war die Quelle des Lebens. Diese Dreifaltige Mutter ging dann über in viele Märchen. Auch der bekannte Kinderreim „riite, ritte Rössli, z’Bade staht es Schlössli, z’Bade staht es goldigs Huus, lueged drüü Mareie druss …“ hat seinen Ursprung bei dieser Dreifaltigen Urmutter. Sehr bekannt war auch die Pferdegöttin Epona, die Bärengöttin Arthio oder die Göttin auf dem Eber, Arduina. Bregenz hat seinen Namen wegen einer keltischen Göttin mit Namen Briganzia, welche ihren Ursprung bei der älteren Göttin Bride hat. Oft gingen solche keltische Gottheiten über in Heilige. Auch nach der Christianisierung blieben viele Bräuche und Namen erhalten und bis heute kann man mit offenen Augen viele keltische Überlieferungen erkennen. 

Keltinnen

Archäologisch belegt ist, dass es viele Fürstinnen gegeben hat. Im Unterschied zu den Römern und Griechen, wo die Frau eine sehr untergeordnete Rolle spielte, hatten die Keltinnen viele Rechte und viele Freiheiten. Die Römer bezeichneten sie als furchterregend, gross, stark aber auch als gebährfreudig und sexuell freizügig. Sie waren meist rothaarig und hatten grüne oder veilchenblaue Augen. Sie trugen ihre Haare zu schönen Zöpfen geflochten, aufgesteckt oder hatten andere kunstvolle Frisuren. Ihre Kleider waren bunt, sie trugen viel Schmuck, malten sich die Fingernägel an und sie schminkten sich ihre Augen mit Beerensaft. Keltische Frauen durften sich scheiden lassen und sogar starker Mundgeruch beim Mann war ein Scheidungsgrund. Sie nahmen an Versammlungen teil, waren wichtige Schiedsrichterinnen und wichtige Strateginnen. 

Dieser keltische Abend hat mir gezeigt, dass das Keltentum sehr wichtig ist für unsere Geschichte und vielleicht schlägt in vielen Frauen auch noch heute ein keltisches Herz mit viel Mut, Freude an der Freiheit und Unabhängigkeit.

Vielen herzlichen Dank Magdalen Bless-Grabher für diesen ersten Bildungswinter 2019/2020.